…eine Streuobstwiese ?

Schon seit meiner Ausbildung zum Gärtner vor über 30 Jahren hatte ich die Vision einen Baumpark auf dem Grundstück hinter unserem Wohnhaus anzulegen.
So pflanzte ich bereits damals nach und nach unterschiedliche Laub- und Nadelbäume, die heute eine stattliche Größe haben.

Die Fläche von etwas mehr als 1 Hektar war bis vor wenigen Jahren verpachtet und fiel nun wieder an mich zurück.
So flammte meine alte Vision von einem Baumpark (Arboretum) wieder auf. Durch diesen Baumpark könnte man Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Vielfalt der Baumarten und Baumsorten zeigen und vielleicht einige Grundbesitzer dazu bringen einen Laubbaum und nicht nur Fichten zu pflanzen.
Etwa zum gleichen Zeitpunkt erkrankte meine Lebensgefährtin Corinna an Diabetes mellitus Typ 1.
Dieser Umstand veränderte unser Leben nachhaltig, denn für jedes Lebensmittel mussten nun Kohlenhydrate und Nährwerte berechnet werden, damit Corinna entsprechend Insulin injizieren konnte. Am meisten nervte sie jedoch, dass dies auch für gesunde Dinge wie z.B. Obst gilt.

Sie jammerte deswegen so sehr, dass ich begann mich mit Obst und dessen Nährwerten zu beschäftigen. Ich forschte im WordWideWeb, las viele Publikationen zu diesem Thema und fand schnell heraus, dass das Thema Obst für Diabetiker im Gegensatz zu Obst für Allergiker wenig Beachtung findet.

Mein Interesse war geweckt und es entstand die Idee statt eines Baumparks eine Obstwiese anzulegen.

Etwa 1 Jahr ging ins Land in dem die Idee reifen konnte und wir uns vergeblich um Zuschüsse bemüht haben.

Anfang 2018 stand dann das Konzept:
Wir wollen überwiegend alte, ursprüngliche Sorten pflanzen, da diese verträglicher und robuster als die modernen Züchtungen für den gewerblichen Anbau sind.
Eingerahmt werden soll die Obstwiese von einer essbaren Hecke aus Haselnuss, Sanddorn und Holunder, da sie so auch natürlich vor Wildverbiss geschützt wird.
Die Obstreihen werden nach Nutzmöglichkeit bzw. Bedürfnissen gestaltet. Dies bedeutet, es gibt eine Reihe mit Äpfeln die für Diabetiker und eine Reihe mit Äpfeln die für Allergiker geeignet sind.
Außerdem eine Reihe mit Mostäpfeln, eine mit Tafeläpfeln, eine mit Birnen sowie
eine mit Kirschen (jede „Kirschwoche“).
In einer gemischten Reihe stehen Pflaumen, Renekloden, Mispel, Quitten, Mirabellen, Nashibirnen und Aprikosen.

Es vergingen weitere Wochen, bis wir die richtige Baumschule gefunden hatten, die unsere Wunschsorten liefern konnten.
Bei der Baumschule Hermann Cordes wurden wir sehr freundlich und kompetent beraten und durften uns im Vorwege die Plantagen ansehen.

Im April 2018 war es dann soweit…die etwa 120 zwei- bis drei-jährigen Hochstamm-Veredelungen wurden geliefert und mussten nun gepflanzt werden.

Die trockenen Jahre 2018 und 2019 haben uns dann wirklich Nerven und viel Zeit gekostet, da wir im Sommer fast jeden zweiten Tag die Bäume wässern mussten. Zu dieser Zeit wurden wir das erste Mal mit dem Thema Klimawandel konfrontiert.
Bis auf 2 Bäume konnten wir auch wirklich alle durch die schwierige Anfangszeit bringen.

Während meiner Ausbildung zum Obstbaumwart in Brandenburg ( 21/22 ) wurde ich dann erneut mit dem Thema „Klimawandel “ konfrontiert und erweckte jetzt mein großes Interesse.

Ich stellte mir zu diesem Thema folgende Fragen:

  • wenn die heutzutage verwendeten Unterlagen für die Wetterkapriolen (Hitze, Überflutungen) nicht geeignet sind, welche Unterlagen sind dafür besser geeignet?
  • Wenn es einige Apfelsorten in Zukunft vielleicht nicht mehr gibt, können wir Ersatz schaffen, damit eine Biodiversität erhalten bleibt?
  • Können wir in Zukunft aufgrund des Klimawandels Aprikosen, Nektarinen und Pfirsiche auf unseren Streuobstwiesen anpflanzen und auch etwas ernten? Diese Pflanzen wären im Frühjahr auch für unsere Insekten als Nahrungsquelle sehr hilfreich.
  • Welche Apfelsorten können wir in Zukunft auf unseren Streuobstwiesen bei unseren Bodenverhältnissen überhaupt noch anpflanzen?

Seit 2022 versuche ich jetzt Antworten auf meine Fragen zu bekommen in dem ich wieder viel Fachliteratur lese und auch eigene Versuche auf meiner Wiese anlege.

Außerdem veredele ich weitere und für uns neue Sorten selbst. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die Veredelungen auch verkauft werden um so auch anderen Menschen eine Sortenvielfalt im eigenen Garten zu ermöglichen.

Seit dem 23.09.2020 haben wir das 3-jährige Verfahren zur Bio-Zertifizierung abgeschlossen, da uns Nachhaltigkeit, Ökologie und Natürlichkeit sehr wichtig sind. (EG-Kontrollnummer: DE-ÖKO-034) Trotzdem wird weiterhin jedes Jahr von einer unabhängigen Stelle geprüft, ob wir alle Richtlinien und Vorgaben eines Biobetriebes erfüllen.
Nun müssen wir Geduld haben und warten, dass die Bäume wachsen und Früchte tragen. Erste kleine Erfolge konnten wir bereits verspeisen….

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